DIE AKTION
HERAUSGEBER: FRANZ PFEMFERT
BERLIN-WILMERSDORF
NASSAUISCHE STRASSE NR. 17
TELEPHON: PFALZBURG 1695
Den 1. April 1930
Lieber Genosse Trotzki,
nachdem sich soeben die Genossen Schachtmann, Naville, Landau entfernt haben, die heute den Nachmittag bei uns waren, möchte ich ein paar Sätze an Sie tippen. Außer den genannten Genossen ist auch ein Genosse Olberg hier gewesen. Während wir von Schachtmann und Naville den allerbesten Eindruck gewonnen haben; es sind ersthafte Menschen, mit denen man nur ein paar Worte gesprochen zu haben braucht, um zu wissen, wer und was sie sind, macht der Gen. Olberg den denkbar ungünstigen, unzuverlässigsten Eindruck. Ich hatte ihn vorher im guten Sinne voreingenommen gewesen, als er zu uns kam, denn ich nahm an, die anderen Genossen würden ihn kennen; ich nahm an, er käme aus Lettland, sei Trotskist. Ich war so voreingenommen, dass ich ihn, wie die Genossen Schachtmann und Naville, sogar fotografierte. Aber dabei schon entdeckte ich meinen Irrtum und war nahe daran, das Photographien zu unterlassen. Er war eben gekommen, später als Sch<achtmann> und N<aville>, die schon einige Stunden mit uns diskutiert hatten. Es neigte sich der Abend. Und so konnte ich nur sofort erst mal die Aufnahmen beginnen, um noch das Tageslicht auszunutzen (wovon ich übrigens nicht abhängig bin; Eastmann z.B. ist bei künstlichem Licht photographiert worden, ebenso Frank). Kaum saß er in meinem Arbeitszimmer, in dem ich photographieren wollte, um die übrigen Genossen nicht zu stören und von ihnen nicht gestört zu werden, da stellte er ein paar derart taktlos formulierte Fragen, das ich mit einigen Gegenfragen antwortete: Wann sind Sie nach Deutschland gekommen? (Antwort: ich lebe lange hier). Was sind Sie beruflich? Journalist, war die Antwort. Wo arbeiten Sie? (Antwort: Ich war bis Januar in der Redaktion der Inprekor tätig). Eigentlich hatte ich nun schon genug. Denn es berührte mich peinlich, dass ein Mensch, der soeben erst aus dem Dienst gegangen war (“Abbau”) und bisher also mindestens passiv (er war es sogar aktiv, denn er will über Lettland geschrieben haben) Stalinist gewesen war, so flink hinübergewechselt ist und nun mit allen Zeichen eines sensationshungrigen Journalisten interne Dinge über T. und die Opposition überhaupt zu erforschen sucht, es berührte mich peinlich, dass ein solcher Mensch Zutritt erlangen konnte zu internen Setzungen der Genossen und dass er sogar zu mir mit “Forschungsreisen” kam. Im Laufs der weiteren Stunde stellte mein Unterbewusstsein dann fast, dass ein Mensch gleichen Name vor einigen Wochen den Verlag eine gigantische Kollektion von Broschüren zum Kauf angeboten hat, meist wertloses Zeug; dass ich aus der eingereichten Liste einige Dinge gekauft hatte, dass der Verkäufer (immer brieflich) sich um die Plattform der russischer Opposition bemühte und erst vor acht Tagen erneut darum ersuchte und erneut Broschüre und die Jahrgänge der “Fahne des Kommunismus” zum kauf anbot. Ich ließ durch meinen Genossen Fittko (ein fabelhafter Fabrikprolet, der theoretisch von russischem Format und persönlich ein tapferer, sauberer, beschiedener Genosse, der bei mir, da er ewig arbeitslos ist, die Rolle eines Verlagsexpediteurs ausübt) flink die Briefe heraussuchen: jawohl, er ist identisch. Ich fragte nun, direkt, haben Sie nicht kürzlich wieder uns geschrieben. Er verneinte es, obwohl die Verleugnung unverständlich war.
Jedenfalls: da ich im Verlauf der Unterhaltungen unabhängig von Anja, die von meinen Feststellungen nicht wusste, bemerkte, dass er von den Genossen politisch kaum gründlich durchschaut war, dass er aber schon über sein Fahren zu L.T. (als Sekretär etwa) zu faseln schien, dass er die Genossen mit den aufdringlichen Fragen behelligte: wie stark ist die Gruppe der “Verite”, wie ist es in Amerika, was hätte ich bei L.T. zu tun? so bat ich Schachtmann zu einer “Photositzung” in mein Zimmer – und unabhängig von mir hatte Anja das Gleiche tun wollen, und wir fragten Sch<achtmann>: was er für einen Eindruck von dem O<lberg> erhalten habe, ob er wissen, dass der eben noch Inprekorr Redakteur gewesen? Sch. hatte den gleichen Eindruck wie A. und ich, und Sch<achtmann> wusste von der bisherigen Laufbahn das “Journalisten” (er will 22 Jahr alt sein und verheiratet) nichts. Sch<achtmann> wird Ihnen ja seine Meinung mitteilen. Anja wohl auch (ich schreibe aber dennoch auf eigene Faust, obgleich A<nja> es selbst übernommen hat, da ich fürchte: auf Grund der Dinge, die er hier erhaschte, wird er Ihnen einen vertraulich klingenden Brief senden und sich dort aufzudrängen versuchen. Er hat Ihnen wohl schon früher geschrieben, denn er ließ so Andeutungen fallen, der “Alte” meine, etc.
Von dem Einzelfall zum allgemeinen Resultat: Zum Kuckuck, es geht doch nicht an, dass die Genossen von einer kindlichen Naivität und Vertrauensseligkeit sind, wenn irgendwer so redet, wie es den Genossen richtig erscheint. Wir müssen doch die Stalinhorde nicht unterschätzen. Sie wird nichts unversucht lassen, um in unseren Reihen Spitzel zu haben und sei es auch nur, um über unsere Adressenvorräte und unsere illegale Arbeit im Bilde zu sein.
Gerade weil die deutsche Gruppe winzig ist und kein kompaktes Gebilde, ist Vorsicht dreimal und hundertmal geboten. Lieber drei absolut zuverlässige Mitkämpfer als zwanzig Schwadroneure mit Spitzeln vermischt. Vielleicht ist der O<lberg> nur ein Journalist und noch kein direkter Agent von Stalin. Aber er hat keine Prüfung zu bestehen gehabt. Und er ist ein hysterischer, aufdringlicher, taktloser Typ. Ein Satz, den er so hinlegte, kennzeichnet ihn. Die Genossen hatten ihm unbegreiflicherweise (sie entschuldigen sich damit: weil sie von Ihnen auf ihn verwiesen worden seien!) zur Gruppenkonferenz zugelassen. Nun fragt er: wenn der Historiker einst über diese Konferenz schreiben wird, was wird er sagen?…
Also, Genosse L.T., ich bedauere, dass ich Ihnen vielleicht die Hoffnung auf einen lettischen Genossen zerstören musste, aber ich betrachte es als meine Pflicht als Genosse und Kamerad und als Revolutionär, auszusprechen, wie es es sehe. Sie würden, wären Sie in einer anderen Lage, solcher Warnungen nicht bedürfen. Jetzt jedoch sehr.
Nehmen Sie es mir also nicht krumm: O. hat bei Ihnen dort nichts zu suchen, denn er würde Ihnen in vierundzwanzig Stunden eine untragbare Last sein – vielleicht, sicher sogar auch noch nachher. Denn er würde den Besuch “zu Wälzern” verarbeiten, auch wenn er ihn nicht… zu Berichten für die GPU verarbeiten sollte…
Würde sich doch eine Hilfe finden, etwa wie es Anja wäre! Ich wollte, sie besuchte Sie einmal dort, dann wüssten Sie, weshalb ich Anja als das Vorbild einer Hilfskraft, einer Vertreterin betrachte. Vielleicht rufen Sie sie (ohne Anregung zu erwähnen)?
Aber Anja hat hier für L.T. wichtigsten zu tun, es käme ja nur ein wirklicher Besuch zwecks Kennenlernens und Informationen und Mitnahme von Anträgen in Frage…
Herzlicher,
Ihr Franz Pfemfert
L<ieber> g<enosse> T., nachdem die Vorrede zur Gesamtausgabe eingetroffen ist, fällt die erste nun weg?
F.P.
1 апреля 1930 г.
Дорогой товарищ Троцкий,
Только что ушли товарищи Шахтман, Навиль и Ландау, которые провели у нас сегодня вторую половину дня, и я хочу напечатать Вам несколько строк. Кроме названных товарищей, здесь был также некий товарищ Ольберг. В то время как от Шахтмана и Навиля у нас осталось самое лучшее впечатление – это серьезные люди, с которыми достаточно обменяться парой слов, чтобы понять, кто они и что они собой представляют, – тов. Ольберг производит самое неблагоприятное, самое ненадежное впечатление, какое только можно вообразить. Когда он к нам пришел, я был к нему заранее хорошо расположен, так как предполагал, что другие товарищи его знают; я полагал, что он из Латвии и является троцкистом. Я был настолько хорошо к нему настроен, что даже сфотографировал его, как и товарищей Шахтмана и Навиля. Но уже в процессе я понял свою ошибку и был близок к тому, чтобы отказаться от фотографирования. Он пришел позже Ш<ахтмана> и Н<авиля>, которые уже несколько часов дискутировали с нами. Дело шло к вечеру. И поэтому я должен был сразу же начать съемку, чтобы успеть использовать дневной свет (впрочем, я от него не завишу: Истмена, например, я фотографировал при искусственном освещении, так же как и Франка). Едва он уселся в моем рабочем кабинете, где я собирался фотографировать, чтобы не мешать остальным товарищам, и чтобы они не мешали мне, как он задал пару вопросов, настолько бестактно сформулированных, что я ответил несколькими встречными: Когда вы приехали в Германию? (Ответ: я давно здесь живу). Кто вы по профессии? (Ответ: журналист). Где вы работаете? (Ответ: До января я работал в редакции “Инпрекорр”).
Собственно говоря, мне этого уже хватило. Ибо меня коробило, что человек, который только что ушел со службы («сокращение штатов») и, следовательно, до сих пор был как минимум пассивным сталинистом (или даже активным, так как, по его словам, писал о Латвии), так проворно переметнулся и теперь со всеми признаками жадного до сенсаций журналиста пытается выведать внутренние дела, касающиеся Т. и оппозиции в целом; меня коробило, что такой человек смог получить доступ на внутренние заседания товарищей и что он даже ко мне явился “на разведку”. В течение следующего часа мое подсознание подсказало мне, что человек с таким же именем несколько недель назад предлагал издательству купить гигантскую коллекцию брошюр, большей частью бесполезный хлам; что я кое-что купил из представленного списка; что продавец (всегда письменно) пытался достать платформу русской оппозиции и всего неделю назад снова спрашивал о ней, вновь предлагая купить брошюры и годовые подшивки “Знамени Коммунизма”. Я велел моему товарищу Фиттко (замечательный фабричный пролетарий, теоретически подкованный на русский манер, а в личном плане – храбрый, чистый, скромный товарищ, который у меня, поскольку он вечно безработный, выполняет роль экспедитора издательства) быстро найти письма: да, это тот же самый человек. Тогда я спросил прямо: не вы ли недавно нам опять писали? Он это по необъяснимой причине отрицал.
Во всяком случае, поскольку в ходе разговоров я заметил (независимо от Ани, которая не знала о моих наблюдениях), что товарищи политически его не вполне раскусили, но что он, кажется, уже болтал о своей поездке к Л.Т. (якобы секретарем?), что он донимал товарищей назойливыми вопросами: насколько сильна группа “Верите”, как обстоят дела в Америке, что бы я делал у Л.Т.? – я попросил Шахтмана зайти ко мне в кабинет для “фотосессии”. И независимо от меня Аня намеревалась сделать то же самое; и мы спросили Ш<ахтмана>: какое впечатление у него сложилось об О<льберге>, и знает ли он, что тот совсем недавно был редактором “Инпрекорр”? У Ш<ахтмана> было то же впечатление, что и у А<ни> и у меня; Ш<ахтман> ничего не знал о предыдущей карьере этого “журналиста” (он утверждает, что ему 22 года и он женат). Ш<ахтман>, конечно, сообщит Вам свое мнение. Аня, вероятно, тоже (но я все же пишу по собственной инициативе, хотя А. сама взялась за это, так как я боюсь: на основании того, что он здесь ухватил, он пошлет Вам письмо конфиденциального тона и попытается там навязаться). Он, вероятно, уже писал Вам раньше, так как он намекал, мол, “старик” считает и т.д.
От частного случая к общему выводу: Черт возьми, не годится, чтобы товарищи проявляли такую детскую наивность и доверчивость, как только кто-то начинает говорить то, что им кажется правильным! Мы не должны недооценивать сталинскую орду. Она не остановится ни перед чем, чтобы внедрить в наши ряды шпионов – хотя бы только для того, чтоб быть в курсе наших адресов и нашей нелегальной работы.
Именно потому, что немецкая группа крайне мала и недостаточно сплочена, необходима тройная и стократная осторожность. Лучше три абсолютно надежных соратника, чем двадцать болтунов вперемешку со шпионами. Возможно, О<льберг> – всего лишь журналист и еще не прямой агент Сталина. Но он не прошел никакой проверки. К тому же он истеричный, назойливый, бестактный тип. Одна брошенная им фраза характеризует его. Товарищи непостижимым образом допустили его на конференцию группы (они оправдываются тем, что якобы Вы им его рекомендовали!). И вот он спрашивает: когда историк будет однажды писать об этой конференции, что он скажет?…
Итак, товарищ Л.Т., я сожалею, что мне, возможно, пришлось разрушить Вашу надежду на латвийского товарища, но я как Ваш товарищ, соратник и революционер считаю своим долгом высказать то, как я это вижу. Будь Вы в ином положении, Вы бы не нуждались в таких предостережениях. Но сейчас – очень нуждаетесь.
Так что не обессудьте: О<льберг> нечего делать там у Вас, ибо в течение двадцати четырех часов он станет для Вас невыносимым бременем – а возможно, и даже наверняка и впоследствии. Ибо он переработает этот визит в «пухлые тома», даже если он… не переработает его в донесения для ГПУ…
Вот бы найти Вам такого помощника, как, например, Аня! Я хотел бы, чтобы она однажды посетила Вас там, тогда бы Вы поняли, почему я считаю Аню образцом помощника, представителя. Может быть, Вы ее вызовете (не упоминая о моем предложении)?
Но у Ани здесь есть важнейшие дела для Л.Т., и речь на самом деле могла бы идти только о визите с целью знакомства, обмена информацией и передачи предложений…
Сердечно,
Ваш Франц Пфемферт
Д<орогой> т<оварищ> Т., теперь, когда предисловие к “полному собранию сочинений” получено, первое теперь отпадает?
Harvard University, Houghton Library, Leon Trotsky Exile Papers, MS Russ 13.1, 4048.